Stolpersteine in Hameln

Namen und Schicksale

 

Familie Kamenetzky – Königstraße 2

Salomon Szaja Kamenetzky

Salomon Szaja Kamenetzky wurde am 9. Februar 1886 in Rotzko, Kreis Grodnow (Polen) geboren. Er heiratete in Deutschland Henriette Kamenetzky, geborene Löwenstein, aus Ibbenbüren.

Die Familie war nach dem ersten Weltkrieg in Hameln zugezogen und unterhielt ein kleines Schuhgeschäft in der Bahnhofstraße 40 (heute Nr. 14). Sie wohnte in einer bescheidenen, 43 qm großen Wohnung im Dachgeschoss in der Königstraße 37 (seit 1935 Nr. 2).

Die Eheleute hatten zwei Kinder, Hermann, geboren 1920, und Eva, geboren 1928.

Der Boykott der Nationalsozialisten gegen jüdische Geschäfte im Jahre 1933 hat nach Aussage eines Zeitzeugen das Schuhgeschäft von Salomon Kamenetzky „schwer geschädigt“. Die Gewerbesteuer sank 1934 auf ein Drittel des Vorkriegsstandes. Das Geschäft musste aufgegeben werden.

1935 führte das Steuerverzeichnis der Synagogengemeinde Salomon Kamenetzky als „Vertreter“. Offenbar verdiente er aber so wenig, dass er nicht zur Steuer veranlagt wurde. Seit 1938 musste Salomon Kamenetzky beim Straßen- und Bahnbau in Nordstemmen arbeiten.

Am 27. Oktober 1938 wurde dem Oberbürgermeister der Stadt Hameln ein von Gestapochef Heydrich gezeichneter Schnellbrief zugestellt betreffend:

„Aufenthaltsverbot für Juden polnischer Staatsangehörigkeit“.

Darin gab Heydrich den Ausländerpolizeibehörden die Weisung,

„sofort gegen Juden polnischer Staatsangehörigkeit Aufenthaltsverbote für das Reichsgebiet zu erlassen und ihnen die Verbotsverfügung sofort zuzustellen.“

An Tausenden in Deutschland lebenden Juden polnischer Herkunft statuierte die Gestapo ein Exempel unbedingter Gewaltbereitschaft. Sie wurden noch am selben Tage in ihren Wohnungen überfallen, auf die Polizeireviere gebracht und zur polnischen Grenze deportiert. In Hameln traf es die Familie Kamenetzky.
Sofort nach Eingang der Weisung des hannoverschen Regierungspräsidenten am frühen Nachmittag des 27. Oktober nahm Hamelner Polizei die Familie ohne Vorwarnung in „Abschiebehaft“ und brachte sie ins Polizeigefängnis nach Hannover. Salomon Kamenetzky holte man von seiner Arbeitsstelle in Nordstemmen weg.

Noch am selben Tage meldete der Oberbürgermeister dem Polizeipräsidium in Hannover:

„Die Eheleute und polnischen Staatsangehörigen Salomon Kamenetzky ... und Henriette Kamenetzky ... sowie deren Kind Eva ... sind zufolge Aufenthaltsverbots heute von mir in Abschiebungshaft genommen.“

Am nächsten Tag wurden die Ausgebürgerten in einem Sammeltransport über die polnische Grenze nach Neu-Bentschen gebracht. Höchstwahrscheinlich wurde ihnen, wie einigen tausend anderen, der Grenzübertritt von der polnischen Seite zunächst verwehrt, so dass sie gezwungen waren, bis Sommer 1939 im Grenzland zu campieren.

Anschließend konnten sie nach Wolomin, Salomons Geburtsort, ziehen.

Anfang Oktober 1942 löste SS das Ghetto des Ortes Wolomin auf, erschoss einige hundert Juden und verschleppte die übrigen in das Vernichtungslager Treblinka.

Eine Suchanfrage von Hermann Kamenetzky, der als einziger von seiner Familie überlebte, blieb ergebnislos.

 

Der Text des Stolpersteins für Salomon Szaja Kamenetzky lautet:

HIER WOHNTE
SALOMON SZAJA
KAMENETZKY
JG. 1886
„POLENAKTION“ 1938
BENTSCHEN / ZBASZYN
ERMORDET IM
BESETZTEN POLEN

 

Henriette Kamenetzky

Henriette Kamenetzky, geb. Löwenstein, wurde am 5. Juli 1895 in Ibbenbüren geboren. Sie heiratete den aus Polen stammenden Salomon Kamenetzky. Die Eheleute hatten zwei Kinder, von denen nur der Sohn Hermann überlebte.

Weil ihr Ehemann Salomon Kamenetzky nach 1918 nach Deutschland gekommen war und die polnische Staatsangehörigkeit besaß, fiel er unter das von Heydrich ausgesprochene Aufenthaltsverbot für polnische Juden. Deswegen wurde auch seiner deutschen Frau und der in Hameln geborenen Tochter Eva die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt.

Henriette Kamenetzky wurde mit ihrem Mann und der Tochter Eva am 28. Oktober 1938 über Hannover an die polnische Grenze nach Bentschen (Zbaszyn) deportiert.

Höchstwahrscheinlich wurde ihnen, wie einigen tausend anderen, der Grenzübertritt von der polnischen Seite zunächst verwehrt, so dass sie gezwungen waren, bis Sommer 1939 im Grenzland zu campieren.
Anschließend konnten sie nach Wolomin, Salomons Geburtsort, ziehen.

Anfang Oktober 1942 löste SS das Ghetto des Ortes Wolomin auf, erschoss einige hundert Juden und verschleppte die übrigen nach Treblinka.

Eine Suchanfrage von Hermann Kamenetzky, der als einziger von seiner Familie überlebte, blieb ergebnislos.

 

Der Text des Stolpersteins für Henriette Kamenetzky lautet:

HIER WOHNTE
HENRIETTE
KAMENETZKY
GEB. LÖWENSTEIN
JG. 1895
„POLENAKTION“ 1938
BENTSCHEN / ZBASZYN
ERMORDET IM
BESETZTEN POLEN

 

Eva Kamenetzky

Eva Kamenetzky wurde am 21. Juni 1928 als Tochter der Eheleute Salomon und Henriette Kamenetzky geboren.

Eva Kamenetzky wohnte mit ihrer polnisch stämmigen Familie seit 1935 in der Königstr. 2.

Das zehnjährige Mädchen wurde am 27. Oktober 1938 zusammen mit seinen Eltern von der Hamelner Polizei in Abschiebehaft genommen, nach Hannover „überstellt“ und einen Tag später in einem Sondertransport an die polnische Grenze nach Bentschen (Zbaszyn) deportiert.

Höchstwahrscheinlich wurde ihnen, wie einigen tausend anderen, der Grenzübertritt von der polnischen Seite zunächst verwehrt, so dass sie gezwungen waren, bis Sommer 1939 im Grenzland zu campieren.

Anschließend konnten sie nach Wolomin, Salomons Geburtsort, ziehen.

Anfang Oktober 1942 löste SS das Ghetto des Ortes Wolomin auf, erschoss einige hundert Juden und verschleppte die übrigen nach Treblinka.

Eine Suchanfrage von Hermann Kamenetzky, der als einziger von seiner Familie überlebte, blieb ergebnislos.

 

Der Text des Stolpersteins für Eva Kamenetzky lautet:

HIER WOHNTE
EVA
KAMENETZKY
JG. 1928
„POLENAKTION“ 1938
BENTSCHEN / ZBASZYN
ERMORDET IM
BESETZTEN POLEN

 

Hermann Kamenetzky

Hermann Kamenetzky wurde 1920 als Sohn der Eheleute Salomon und Henriette Kamenetzky geboren.

Er besuchte in Hameln die Mittelschule, die heutige Wilhelm-Raabe-Realschule, und wechselte 1934 auf die Handelsschule. Wie er nach dem Kriege in seinem Antrag auf Wiedergutmachung schrieb, war er als einziger jüdischer Schüler dort „heftigsten antisemitischen Beschimpfungen seitens meiner Schulkameraden und Anfeindungen seitens des Lehrkörpers ausgesetzt“.

Er empfand die Situation als so untragbar, dass er die Schule verließ und einen landwirtschaftlichen Umschulungslehrgang für Auswanderer besuchte.

Im Frühjahr 1935 gelang ihm mit Hilfe der “Jugendalijah“ die Flucht nach Palästina.
Hermann Kamenetzky überlebte als einziger seiner Familie.

 

Der Text des Stolpersteins für Hermann Kamenetzky lautet:

HIER WOHNTE
HERMANN
KAMENETZKY
JG. 1920
FLUCHT 1935
PALÄSTINA

 
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