Stolpersteine in Hameln

Namen und Schicksale

 

Adolf Englender – Erichstraße 1

Adolf Englender wurde am 22. Dezember 1891 in Popow im Kreis Turek in Polen geboren. Englender war vom jüdischen zum christlichen Glauben konvertiert. Er wohnte mit seiner Frau Ida, geborene Wagenknecht, in Hameln in der Erichstr. 1. Seine Ehefrau, die aus dem polnischen Lodz stammte, war keine Jüdin. Die Eheleute führten einen kleinen Gemischtwarenladen am Osterplatz.

Die Hamelner Nationalsozialisten gingen brutal gegen das kinderlose Ehepaar vor. 1938 nahm der Hamelner Ortsgruppenführer Nolting Englenders ihren Laden. Adolf Englender hatte einen Arbeitsplatz als Arbeiter bei der Dampffärberei und Chemischen Reinigung Bauer & Kleinsorge in der Erichstr. 7.

Mit Hilfe der evangelischen „Inneren Mission“ in Bielefeld bemühte sich das kinderlose Ehepaar um die Ausreise nach England, vermutlich spätestens seit der Pogromnacht vom 9. November 1938.

Anstrengungen zur Auswanderung nach England waren vergeblich geblieben. Am 27. Juni 1939 schrieb das evangelische Jugend- und Wohlfahrtsamt der Inneren Mission in Bielefeld an Adolf Englender, Erichstr. 1:

Das Londoner Büro hat uns jetzt … mitgeteilt, dass man sich alle Mühe geben wird, um möglichst bald eine Arbeitsgelegenheit für Sie zu finden. Allerdings werden Sie etwas Geduld haben müssen, denn „es wird mit der Zeit immer schwieriger“. Sie dürfen also den Mut nicht sinken lassen, wenn es noch eine Zeit lang dauert, bis Sie einen bestimmteren Bescheid bekommen.

Wenn Sie die Wartezeit dazu benutzen würden, sich wenigstens etwas Englisch anzueignen, wäre das für später bestimmt eine grosse Erleichterung für Sie beide. Sicher werden Sie dort irgendjemand finden, der Ihnen in dieser Richtung behilfliche ist.

Im Zuge der zu Kriegsbeginn deutschlandweit durchgeführten Verhaftung aller polnisch-jüdischen Männer, die jetzt als „staatenlos“ galten, nahm die Hamelner Polizei Adolf Englender am 1. September 1939 fest. Auf Intervention seines Arbeitgebers Karl Bauer kam Englender kurzfristig wieder frei, er wurde aber acht Tage später erneut – diesmal endgültig – in „Schutzhaft“ genommen.

Die Gestapo brachte Englender in das Polizeigefängnis Hardenbergstr. 1 in Hannover und verschleppte ihn am 10. Oktober in das KZ Buchenwald. Hier musste Adolf Englender genau drei Jahre verbringen, zur Arbeit auf verschiedenen Baustellen und in einer Tischlerei gezwungen. Seine Frau konnte ihn ein wenig mit Geld und Paketen versorgen, was zu seinem Überleben im KZ beigetragen haben dürfte.

Kurz vor seiner Deportation kam noch am 5. Oktober 1942 ein Paket von seiner Frau mit Wäsche und Schuhen im KZ Buchenwald an. Das letzte Lebenszeichen Englenders stammte vom 11. Oktober 1942, dem Tag seiner Deportation in das Vernichtungslager Auschwitz.

Adolf Englender gehörte dem ersten Transport von jüdischen Buchenwald-Häftlingen nach Auschwitz an. Als sein Todesdatum gilt der 31. Oktober 1942.

Seine Witwe Ida wurde am 14. März 1945 bei einem Luftangriff auf Hameln schwer verletzt. Während ihres Krankenhausaufenthaltes plünderten Unbekannte ihre Wohnung in der Erichstr. 1.

Die völlig mittellose Frau lebte von Wohlfahrtsunterstützung und starb Ende September 1947 in Hameln.

 

Der Text des Stolpersteins für Adolf Englender lautet:

HIER WOHNTE
ADOLF ENGLENDER
JG. 1891
VERHAFTET 1939
GEFÄNGNIS HANNOVER
1939 BUCHENWALD
DEPORTIERT 1942
AUSCHWITZ
ERMORDET 31.10.1942

 
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