Stolpersteine in Hameln

Namen und Schicksale#

 

Familie Jonas – Tündern, Werder 16

 

Emilie Jonas

Emilie Jonas wurde am 20. Juni 1864 in Tündern geboren. Seit ihrer Geburt lebte sie in dem kleinen Haus Werder 16, das der Familie Jonas über drei Generationen gehörte.

Emilie Jonas blieb ihr Leben lang unverheiratet. Sie lebte unter ärmlichen Verhältnissen, bewirtschaftete den Gemüsegarten am Haus und half gegen kargen Lohn immer mal auf anderen Höfen bei der Ernte aus.

Eine Zeitzeugin berichtet:

„Mile hielt gute Nachbarschaft und lud die Nachbarn auch zum Geburtstagskaffee ein“.

Zusammen mit Emilie lebte ihre Nichte Alice Jonas in dem Haus. Emilie, die zuletzt schlohweiße Haare hatte, betreute ihre Nichte, die an einer Nervenkrankheit gelitten haben soll.

In der NS-Zeit waren Emilie und Alice die einzigen Juden, die in Tündern wohnten. Weil die beiden nahezu mittellos waren, sollen freundliche Nachbarn ihnen „immer einmal etwas zugesteckt“ haben.

In der Pogromnacht vom 9. November 1938 schlug ein SA-Kommando die Fenster des Hauses ein und zerstörte den Stall am Hinterhaus.

Im Dezember 1939 mussten Emilie und Alice Tündern verlassen. Ältere Dorfbewohner können sich noch an das Bild erinnern, wie die beiden Frauen, hinten auf einem offenen Lkw stehend, aus Tündern abtransportiert wurden.

Emilie Jonas musste zu ihrem Bruder Albert in das Hamelner „Judenhaus“ in der Neuen Marktstraße ziehen.

Emilie Jonas war 78 Jahre alt, als sie am 23. Juli 1942 in das „Altersghetto“ Theresienstadt deportiert wurde. Sie starb dort am 13. August 1942, wenige Tage nach ihrer Einlieferung.

 

Der Text des Stolpersteins für Emilie Jonas lautet:

HIER WOHNTE
EMILIE JONAS
JG. 1864
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
TOT 13.8.1942

 

Alice Jonas

Alice wurde am 8. Januar 1908 in Tündern bei Hameln geboren.

Alice Jonas soll nervenkrank gewesen sein. Die unverheiratete junge Frau lebte bei ihrer Tante Emilie Jonas. Zeitzeugen berichten, sie habe stets am Fenster gesessen und auf das Treiben auf der Straße geschaut.

Im Dezember 1939 mussten die beiden Frauen Tündern verlassen. Während ihre Tante Emilie nach Hameln ging, zog Alice zu ihrer älteren Schwester Hildegard Nußbaum nach Hannover in die Scholvinstraße 12.

Das Haus Scholvinstraße 12 erklärte die Stadt Hannover im September 1941 zum „Judenhaus“.

Zusammen mit ihrer Schwester Hildegard wurde die 33 Jahre alte Alice Jonas am 15. Dezember 1941 in das Ghetto Riga deportiert. Der Tag ihres Todes ist nicht bekannt.

 

Der Text des Stolpersteins für Alice Jonas lautet:

HIER WOHNTE
ALICE JONAS
JG. 1908
UNFREIWILLIG VERZOGEN
1939 HANNOVER
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN
RIGA

 
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