Stolpersteine in Hameln

Namen und Schicksale

 

Martha Cohn – Fischpfortenstraße 18

 

Martha Cohn führte mit ihrer älteren Schwester Hertha ein kleines Geschäft für Hüte und „Damenputz“ in der Bäckerstraße 56. Die kranke Schwester starb 1937. Der einzige noch lebende Angehörige, ihr Bruder Erich, war zu dieser Zeit schon in die USA geflüchtet. Ganz allein musste sie sich um die Bestattung der Schwester kümmern. Die Bestattung musste heimlich vor sich gehen. Für einen jüdischen Toten von einem Tischler einen Sarg zu bekommen, war schwierig.

Martha musste das Geschäft aufgeben und wohnte nun in der Fischpfortenstraße 18. Sie lebte kümmerlich von Näharbeiten sowie von Übersetzungen ins Englische und Französische.

1940 musste sie auf Anordnung der Stadtverwaltung ins „Judenhaus“ Neue Marktstraße 13 umziehen. Sie bewohnte dort zwei kleine schräge Dachkammern mit Blick auf die Hummenstraße.

Eine ältere Dame berichtet, dass sie als Kind Martha Cohn öfter im „Judenhaus“ besuchte, um ihr im Auftrag ihrer Eltern Näharbeiten und etwas Lebensmittel zu bringen. Besuche im „Judenhaus“, Hilfe gar, waren gefährlich. Das kleine Mädchen weiß nichts von der Gefahr. Seine Eltern helfen trotzdem, haben auch 1937 geholfen, als es so schwer war, einen Sarg für die verstorbene Schwester Hertha zu beschaffen.

Eine Begegnung auf der Straße: Martha Cohn mit Davidstern, den sie mit der Handtasche zu verdecken sucht. Das Kind will grüßen, Frau Cohn blickt weg, tritt auf die Straße, will es nicht mit einem Gruß kompromittieren. Diese kleine Szene muss sich abgespielt haben, nachdem die Nationalsozialisten im Herbst 1941 den „Judenstern“ eingeführt hatten.

Nachdem Martha Cohn im März 1942 von der Polizei die Aufforderung bekommen hatte, sich zum „Transport“ bereitzuhalten, bat sie die befreundete Familie, einige Bücher aufzubewahren. Die Bücher – jüdische Gebetsbücher und eine mehrbändige Ausgabe der Thora – seien ihr als Erinnerung an ihren Vater lieb und teuer. Nach dem Kriege möchte sie diese wieder abholen.

1942, im Alter von 47 Jahren, wurde Martha Cohn in das Ghetto Warschau deportiert. Wann sie ermordet wurde, ist nicht bekannt.

 

Der Text des Stolpersteins für Martha Cohn lautet:

HIER WOHNTE
MARTHA COHN
JG. 1895
DEPORTIERT 1942
GHETTO WARSCHAU
ERMORDET

 
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