Stolpersteine in Hameln

Namen und Schicksale

 

Familie Culp / Friedheim – Neue Marktstraße 14

 

Rosa Culp

Rosa Culp wurde am 28. Februar 1867 in Dortmund geboren. Mit ihrem Ehemann Benjamin Culp lebte sie in Soest. Die Eheleute hatten zehn Kinder. Ihr Mann hatte sich evangelisch taufen lassen, sie selbst war Jüdin geblieben.

Nach dem Tod ihres Mannes im Jahre 1923 zog die Witwe nach Hameln, zuerst in die Alte Marktstraße, seit 1939 in die Neue Marktstraße 14. Hier lebte sie ärmlich in einem heute abgerissenen Hinterhaus.

Als die Hamelner Polizei Rosa Culp am 23. Juli 1942 verhaftete, um sie in das Ghetto Theresienstadt zu deportieren, soll sie brutal vorgegangen sein. Eine Tochter von Rosa Culp, die bei der Festnahme anwesend war, gab nach dem Krieg zu Protokoll, sie sei über das, was ihrer Mutter geschah, in Tränen ausgebrochen. Daraufhin habe ein Hamelner Kriminalbeamter zu ihr gesagt:

„Weinen Sie man nicht. Ich kann Sie ja auch gleich mit abführen lassen.“

Rosa Culp ist im Ghetto Theresienstadt am 20. Dezember 1943 im Alter von 76 Jahren gestorben.

 

Der Text des Stolpersteins für Rosa Culp lautet:

HIER WOHNTE
ROSA CULP
GEB. WEINBERG
JG. 1867
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
TOT 20.12.1943

 

Sophie Friedheim, geborene Culp

Sophie Friedheim wurde am 28. November 1909 als Tochter von Benjamin und Rosa Culp in Soest geboren. Wie ihr Vater war auch sie evangelisch. Erst die Nürnberger NS-Rassegesetze machten sie zur Jüdin.

Sophie Culp verlor als Jüdin ihre Arbeitsstelle als Handschuhnäherin. Die völlig verarmte Frau lebte zusammen mit ihrer Mutter in der Neuen Marktstraße 14.

1936 brachte sie eine Tochter zur Welt, der sie den Namen Ingrid gab. Vater des Kindes war ein sog. Arier, ein Nichtjude, der sich weigerte, Sophie zu heiraten.

Ende 1939 heiratete sie den jüdischen Viehhändler Hermann Friedheim aus Bad Münder. Hermann Friedheim hatte sein Geschäft verloren und gerade entsetzliche Monate im KZ Buchenwald verbracht. Damals war es nicht selbstverständlich, dass eine Frau, die ein uneheliches Kind hatte, einen Partner fand.

Nach der Heirat zog Sophie Friedheim mit ihrer Tochter zum Ehemann nach Bad Münder. Die kleine Familie war völlig mittellos.

Zwei Jahre später, am 6. Juli 1942, mussten Friedheims Bad Münder verlassen und in das „Judenhaus“ in Hannover-Ahlem ziehen. Stolz meldete der Bürgermeister:

„Bad Münder ist judenfrei.“

Acht Monate später, am 2. März 1943, wurde die 33jährige Sophie Friedheim zusammen mit ihrem Ehemann und ihrer kleinen Tochter in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.

Während Hermann Friedheim noch einige Monate in Auschwitz überlebte, wurden Mütter mit minderjährigen Kindern sofort ermordet.

 

Der Text des Stolpersteins für Sophie Friedheim, geb. Culp, lautet:

HIER WOHNTE
SOPHIE FRIEDHEIM
GEB. CULP
JG. 1909
DEPORTIERT 1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

 

Ingrid Friedheim

Ingrid Friedheim wurde am 14. November 1936 in Hameln geboren. Ingrids Mutter war Sophie Culp. Weil der Vater, ein Nichtjude, die Ehe verweigerte, war Ingrid ein uneheliches Kind.

Ihre ersten drei Lebensjahre verbrachte sie in der Wohnung ihrer Großmutter Rosa Culp in der Neuen Marktstraße 14.

1939 zog sie mit ihrer Mutter Sophie nach Bad Münder zu Hermann Friedheim. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Ingrid nun einen Vater. Mit anderen Kindern spielen durfte sie nicht, weil sie jüdisch war.

Fünf Jahre war Ingrid alt, als sie mit ihren Eltern nach Hannover in das „Judenhaus“ in Ahlem ziehen musste.

Sechs Jahre war Ingrid alt, als sie am 2. März 1943 zusammen mit ihren Eltern in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert wurde. Kinder wurden nach ihrer Ankunft in Auschwitz sofort ermordet.

 

Der Text des Stolpersteins für Ingrid Friedheim lautet:

HIER WOHNTE
INGRID FRIEDHEIM
JG. 1936
DEPORTIERT 1943
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

 
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